Beobachtungsnistkästen

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Ein indiskreter Blick in die Kinderstube der Mauerbienen

Video Beobachtungsnistkästen: Grundlagen und Modelle

Video: Faszinierende Einbklicke in die Kinderstube der Mauerbienen


Was ist ein Beobachtungsnistkasten?

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Mauerbienen sind im Hinblick auf Pollenquellen nicht spezialisiert, daher varieren Farbe und Konsistenz des Pollens zum Teil in der gleichen Brutzelle

Leider spielt sich das Leben in einer Wildbienen­kinderstube ausschließlich im Verborgenen ab. Sobald die Biene vor­wärts (zum Auswürgen von Nektar) oder rückwärts (zum Abstreifen von Pollen) in die Brutröhre gekrochen ist, haben Na­turgarten-Paparazzis keine Chance mehr. Wäre es nicht wunderbar, die Entwicklung der Larven aus nächster Nähe beobachten zu können? Die Ver­puppung und das Schlüpfen im nächsten Frühjahr? Den Befall und die Entwick­lung von Parasitoiden?

 

Dieser Wunsch führte zu einer auf den ersten Blick genialen Entwicklung: Dem Beobachtungs­nistkasten. Der ursprünglichste Typ besteht aus einem licht­dicht schließenden Kas­ten. Boh­rungen an der Vorderfront münden in durchsich­tige Plexiglasröhrchen, die ungeachtet des „unbiologischen“ Materials von den Wild­bienen besiedelt werden. Bei Abnahme der Vorderfront mit den daran hängen­den Röhrchen kann der Inhalt problem­los betrachtet und fotografiert werden. Aus pädagogischer Sicht ein fantasti­sches Werkzeug um Kinder, aber auch Erwach­sene mit völlig neuen Einblicken zu begeistern. Glas- und Plexiglasröhrchen wurden allerdings bald durch sinnvollere Konzepte ersetzt

Beobachtungsnistkästen der 1. Generation

Beobachtungsnistkasten der Firma Schwegler
Beobachtungsnistkasten der Firma Schwegler

Das  - leider - immer noch im Handel erhältliche "Insektennisthaus" von Schwegler war der erste käufliche Beobachtungsnistkasten auf dem Markt. Er besteht aus Holzbeton mit einer abnehmbarer Frontplatte. Als Verlängerung der Nistöffnungen in der Frontplatte ragen  18 Acrylglas-Röhrchen ins Innere des Kastens, in denen sich die einzelnen Entwicklungsstadien der Wildbienen- und Wespenlarven gut beobachten lassen.

Beeinflußt Glas bzw. Plexiglas die Entwicklung der Larven?

Ja, sogar in ziemlich dramatischer Weise.

 

Auf Exkursionen des Naturgartenvereins besuchen ich immer wieder Schulen und Kindergärten, die in kindgerechte Naturerlebniräume umgestaltet wurden. Sehr häufig hängt dort ein Beobachtungsnistkasten, der sich ja für einen pädagogisch-didaktischen Einsatz in Schulen förmlich anbietet. Nach dem Öffnen der Frontplatte bietet sich ausnahmslos immer der selbe trostlose Anblick, ein Wildbienenmausoleum. Die Zellen sind schwarz verfärbt, die Brut ist in der Regel komplett abgestorben.

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Beobachtungsnistkasten mit abgestorbenen Brutzellen
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Beobachtungsnistkasten mit abgestorbenen Brutzellen
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Beobachtungsnistkasten mit abgestorbenen Zellen

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Beobachtungsnistkasten Marke Eigenbau: Alle Brutzellen sind abgestorben

Was ist passiert? Glas und Plexiglas sind nicht gerade berühmt für ihre Atmungs­aktivität und dieser Umstand erweist sich letztendlich als fa­tal. Mit dem Pollen werden immer auch Pilz­sporen in die Brutzellen eingeschleppt. Der man­gelnde Gasaustausch führt zur Bildung von Kon­denswasser in den Brut­zellen, unter diesen feuchtwarmen Be­dingungen ent­wickeln sich die Pilze prächtig. Nach und nach durchwuchern sie fröhlich und bester Dinge die ganze Zelle und die Larve stirbt früher oder später ab. 1:0 für die Myko­logie. Hitzestau im Sommer und Sauer­stoffmangel sind weitere Probleme. Mit viel Glück funktio­niert so ein Kas­ten ein bis zwei Jahre ei­nigermaßen, dann geht es unweigerlich bergab. Für die Reini­gung der Röhrchen mit den abgestorbe­nen Zellen fühlt sich in der Regel nie­mand zuständig, das Ende ist ein Total­ausfall. Auch aus pä­dagogischer Sicht ist das nicht unbedingt das Gelbe vom Ei.

Bei großen Glasröhrchen, die von Mauerbienen besiedelt werden, scheint das System teilweise zu funktionieren, weil die Trennwende aus Lehm relativ gasdurchlässig sind. Ich kenne aber etliche Fälle wo auch diese Brutzellen verpilzt waren. Daher würde ich prinzipiell immer auf den Einsatz von Glasröhrchen verzichten.

 

Diese Erkenntnis ist leider Gottes nichts Neues und wird auch immer wieder aufs Neue bestätigt. Ich persönlich kenne keinen einzigen Biologen, dem dieses Teil nicht Bauchschmerzen verursacht. Auch der Bund Naturschutz äußert sich hier unmißverständlich:

 

"Vermeiden Sie untaugliche Nisthilfen, insbesondere solche mit Glasröhrchen zur Beobachtung der Nistaktivitäten im Inneren. Bei Verwendung dieses wasserdampfundurchlässigen Materials kann die Wildbienenbrut in den Röhrchen nämlich verpilzen. Was als Nisthilfe gedacht ist und fatalerweise auch bereitwillig von den Tieren bezogen wird, verwandelt sich daher häufig zur Todesfalle".

Gibt es wissenschaftliche Studien zu diesem Thema?

Das Problem des unzureichenden Gas­aus­tausches ist altbekannt und wurde schon in eini­gen wissenschaftlichen Ar­beiten thematisiert:

 

Andrea Jakubzik, Klaus Cölln: Zur Öko­faunistik Kunstnester bewohnender aculeater Hymenop­teren, Westdeutscher Entomologentag 1991: " (...) und Nist­kästen, deren aufklappbare Vorder­front in verschieden grossen Bohrungen je 16 Acrylglasröhrchen zweier Längen (100mm, 60 mm) mit Innendurch­messern von 3 bis 5 sowie 7 bis 9 mm enthielt (THIEDE 1981). (...) Die Schlüpfrate war in beiden Systemen un­terschied­lich. Sie ergab für die Buchen­holzklötzchen im­merhin 63% und für die Acrylglasröhrchen nur 40%. Der Nachteil von Acryl ist wahrscheinlich z.T. in einem unzureichenden Gasaustausch be­grün­det. Auch könnte bei entsprechender Witte­rung ein Wärmestau in den Nist­kästen die Brut negativ beeinflussen. Ein Indiz hierfür ist z.B. das gelegentliche Schmelzen der aus Harz bestehen­den Zellwände bei Passaloecus und Heriades."

 

Fritz Brechtel: Die Stechimmenfauna des Bienwaldes und seiner Randbereiche unter be­sonderer Berücksichtigung der Ökologie kunst­nestbewohnender Arten.
Pollichia-Buch Nr. 9, Bad Dürkheim 1986): "Mor­talität: Die Mortalitätsrate in den Plexiglasröhrchen lag zwischen 13,9% (Osmia adunca) und 93,1% (Hylaeus communis), wobei Arten mit dichten Zwischenwänden und kompak­ten Nahrungsvorräten (z.B. Chelostoma-Arten, Psenulus fuscipennis) im Ver­gleich mit natürli­chen Nistmateralien er­höhte Mortalitätsraten aufwiesen. Dies ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die schlechte Durchlüftung der Plexiglasröhrchen zurückzuführen.“

 

Auch der Biologe Dr. Paul Westrich, der sich seit Jahrzehnten intensiv mit der Bi­ologie der solitä­ren Wildbienen ausei­nandersetzt, rät von die­sem System dringend ab.

Beobachtungsnistkästen aus Nutbrettchen

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Nutbrettchen mit Plastikfolie und Deckel

Ein leicht selbst zu bauendes Modell

Dieser Beobachtungsnistkasten ist extrem simpel konstruiert aber durchaus funktionell. Das Nistbrettchen wird mit einer Plastikfolie abgedeckt, die am Rand festgeklebt wird. Ein Gewebeband auf der Rückseite hält Brett und Deckel zusammen und wirkt wie ein Scharnier.

Diese Modell kann im Naturschutzcenter gekauft werden, dort dann mit stabileren Metallscharnieren.

Kleiner Nachteil: Der Durchmesser ist für Mauerbienen optimiert, insofern werden sich hier fast ausschließlich die Rostrote und die Gehörnte Mauerbiene ansiedeln.


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Nistbrettchen als Beobachtungsnistkasten

Hier wurden Nistbrettchen zu einem originellen Beobachtungsnistkasten umgebaut. Pfiffig ist die Idee, den Deckel mit vier Magneten zu fixieren. Der Deckel hält  bombenfest, läßt sich aber auch problemlos wieder öffnen.

Die Nisthilfe gibt es in zwei grundsätzlichen Varianten: Mit Öffnungen links und rechts zum Aufhängen oder mit Öffnungen nach vorne (Bild) zum Hinstellen.

 

Begrüßenswert sind auch die drei Ganggrößen mit 4 mm, 6 mm und 8 mm, entweder eine Gangröße pro Brettchen oder als Mischung (Bild). Die verschraubte Plexiglasplatte ist an den Rändern geschwärzt um Lichteinfall zu reduzieren. Ich werde diese Nisthilfe auf meinem Balkon testen, sehe aber eigentlich keinen Grund warum sie nicht funktionieren sollte.

 

Maße: 16 x 16,5 x 4 cm

Bezug: www.wildinsel.de

Beobachtungsnistkästen der 3. Generation

Bei diesem System werden in ein Holzbrett mehrere parallel verlaufende Nuten gefräst, die dann von einer einzigen Plexiglasplatte abgedeckt werden. Eine Bauanleitung für so einen Beobachtungsnistkasten (Foto rechts) finden sie auf www.wildbienen.de. Der gesamte helle Einschub verschwindet in dem dunklen Kasten rechts. Das senkrechte Brett vorne schließt den Kasten nach außen ab, dort befinden sich auch die Einfluglöcher. Die Website von Hans-Jürgen Martin ist generell eine wahre Fundgrube für wertvolle praktische Tipps, Bauanleitungen, Bei­spiele und eine Fülle von liebevoll zu­sammengetragenen Informatio­nen über Wildbienen.

 

Der handwerklich solide gefertigte Beobachtungsnistkasten von Hans-Jürgen Martin. Dieses System funktioniert einwandfrei
Der handwerklich solide gefertigte Beobachtungsnistkasten von Hans-Jürgen Martin. Dieses System funktioniert einwandfrei

Beobachtungsnistkasten Wildbienenschreiner
Eine echte Augenweide. 145 Bambusröhrchen + 13 Nistgänge im Beobachtungsnistkasteneinschub in der Mitte (Nisthilfe von www.wildbienenschreiner.de)
Natürliche Größenverhältnisse der Nisthilfen
Natürliche Größenverhältnisse der Nisthilfen

Erst vor kurzem bin ich auf eine weitere, sehr empfehlenswerte Bezugsquelle für (Beobach­tungs)nistkästen für solitäre Wildbienen und Wespen gestoßen. Die Nisthilfen von Herrn Frey (www.wildbienenschreiner.de) zeichnen sich durch eine extrem professionelle und hochwer­tige Verarbeitung aus, sowohl was die verwen­deten Materialien als auch das handwerkliche Geschick betrifft. Das gilt auch für seine Beobachtungsnist­kästen, die als zentraler Einschub in vielen Nist­hilfen vorhanden sind. Sie sind lichtdicht, sicher fixiert aber dennoch nach dem Aufschrauben von zwei Hutmuttern leicht herauszunehmen. Qualita­tiv handelt es sich hier um den Rolls Royce unter den Nisthilfen, preislich gesehen glücklicher­weise nicht.

Einige Modelle aus dem Fundus von www.wildbienenschreiner.de

Nicht häßlich die Teile .... wirklich nicht häßlich :-))

Beobachtungsnistkasten Wildbienenschreiner
Beobachtungsnistkasten Wildbienenschreiner
Diese Nisthilfe wird ohne "Füllung" geliefert. Jetzt bietet sie 624 Niströhren aus Naturstrohhalmen, imprägnierten Pappröhrchen und angebohrten Holzklötzchen
Beobachtungsnistkasten Wildbienenschreiner
Beobachtungsnistkasten Wildbienenschreiner
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Beobachtungsnistkasten Wildbienenschreiner
Beobachtungsnistkasten Wildbienenschreiner
Beobachtungsnistkasten Wildbienenschreiner
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Beobachtungsnistkästen ermöglichten einen indiskreten, aber äußerst faszinierenden Blick in die Kinderstube der solitären Wildbienen und Wespen

Beobachtungsnistkästen: Wenn Wildbienen in die Röhre schauen
Die Entwicklung von solitären Wildbienen und Wespen findet im Inneren der Brutröhren statt und damit gut geschützt vor allen neugierigen Betrachtern. Die Indiskretion von Forschern, Naturliebhabern und Fotografen führte zur Entwicklung der Beobachtungsnistkästen, die uns einen faszinierenden Blick in die Kinderstube der Insekten erlauben. Der Artikel gibt eine grundlegende Einführung und stellt ausführlich einige Modelle vor die sich bewährt haben, sowie eine leider weit verbreitete Fehlkonkstruktion. 11 Fotos dokumentieren verschiedene Entwicklungsschritte der Insektenlarven
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Beobachtungsnistkästen für solitäre Wild
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Zahllose weitere Fotos findet ihr auf meinen Pinterest-Pinwänden!

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Alle wesentlichen Informationen zu den unterschiedlichen Komponenten einer Insektennisthilfe sind jeweils in einem eigenen Kapitel zusammengefasst und mit zahlreichen Fotos illustriert.    

 

Doppelseiten mit Fotos illustrieren bestimmte Teilaspekte des Lebens an einer Nisthilfe, zum Beispiel: den Schlupf aus dem Kokon,  die Entwicklung der Larven,  Paarung,  das bizarre Schlafverhalten, typische Parasiten,  solitäre Wespen in markhaltigen Ste

Eine sechsseitige Fotodokumentation protokolliert den Bau einer pfiffigen Insektennisthilfe aus alten Eichenbalken.

Alle wesentlichen Informationen zu einem bestimmten Insektennisthilfen-Typ sind jeweils in einem eigenen Kapitel zusammengefasst und mit zahlreichen Fotos illustriert.

Doppelseiten mit Fotos illustrieren jeweils bestimmte Teilaspekte des Lebens an einer Nisthilfe.

 

 

 

Eine sechsseitige Fotodokumentation protokolliert den Bau einer pfiffigen Insektennisthilfe aus alten Eichenbalken.

Die typischen Baufehler der InsektenNICHTNisthilfen aus Baumarkt und Gartencenter werden ausführlich besprochen.


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