Die Mauerbienen an unseren Insektennisthilfen werden häufig von der Milbenart Chaetodactylus osmiae befallen. Manchmal sind die schlüpfenden Bienen derart mit Milben übersät, dass sie allein durch die schiere Masse flugunfähig sind und zu Grunde gehen. Da die Milben unter diesen Umständen in keine neue Brutzelle gelangen, ist es auch für sie eine Sackgasse. Die Milben schmarotzen nicht an der Biene selbst, sondern benutzen Sie lediglich als eine Art „Taxi“, um so in neu angelegte Brutzellen zu gelangen, wo sie sich von den Pollen und Nektarvorräten ernähren.
Die Entwicklung der Milben ist äußerst komplex und besteht aus zwei verschiedenen Reproduktionszyklen, einem direkten und einem indirekten.
Er läuft unter optimalen Bedingungen ab, solange noch ausreichend Pollen, Nektar und Feuchtigkeit in der Brutzelle vorhanden ist. Der komplette Zyklus kann bis zu zehn Mal in einer einzigen Saison ablaufen und führt zu einer starken Vermehrung der Milben.
Dieser Zyklus setzt ein, wenn sich die Nahrung in der Zelle dem Ende nähert. Typisch für das sogenannte Hypopopus- Stadium ist das komplette Fehlen einer Mundöffnung und von Mundwerkzeugen. Die Milbenlarven sind daher nicht in der Lage Nahrung aufzunehmen und müssen von ihren körpereigenen Vorräten zehren. In diesem sehr widerstandsfähigem Stadium findet auch die Überwinterung statt. Das Hypopopus-Stadium tritt in zwei verschiedenen Ausprägungen auf:
Die immobile Variante hat kurze Beine ohne spezielle Haftorgane. Dieses Stadium bleibt in der Nisthilfe zurück und ist dort mehrere Jahre (!)
lang überlebensfähig. Erst wenn wieder Nahrung zur Verfügung steht läuft die Entwicklung weiter. Diese Variante ist sozusagen die eiserne Reserve die auch dann überlebt falls alle Milben
außerhalb des Nistgangs zugrunde gehen sollten.
Das mobile Hypopopus-Stadium hat gut ausgeprägte Klammerorgane an den Beinen mit denen es sich an den schlüpfenden Bienen festhält. Milben die ein Männchen erwischt haben, wechseln spätestens bei der Paarung auf das Bienenweibchen über. Endgültiger Zielort sind ja die neu angelegten Brutzellen mit den Nahrungsvorräten. Sobald wieder Nahrung zur Verfügugn steht entwickeln sich die Milbenlarven zu adulten Weibchen.
Aus den von ihnen abgelegten Eiern schlüpfen Männchen mit den sich die Weibchen verpaaren. Die nun abgelegten Eier leiten wieder einen direkten Entwicklungszyklus ein, der sich in rascher Folge wiederholt und erneut zur starken Vermehrung führt.
In sehr heißen und trockenen Sommern kommt es zu einem Massensterben der Milben, die Bestände erholen sich dann wieder in Jahren mit durchschnittlichen
Temperaturen. Die Milben sterben wenn sie einigen Stunden Temperaturen von 50°C oder -70° Causgesetzt sind. Die Temperatur in normalen Tiefkühlgeräten (-18° C) überstehen sie dagegen ohne
Probleme.
Durch den flächendeckenden Besatz mit Milben erscheint die Biene geradezu grotesk vergrößert. Im Thorax- und Kopfbereich befinden sich ca. 500 Milben, nur im sichtbaren Bereich und bezogen auf
die äußerste Milbenschicht. An der ganzen Biene sitzen also Tausende und Abertausende von Milben.
Weitere Hintergrundinfos: "The accompanying fauna of Osmia cornuta and Osmia rufa and effektiv measures of protection" Umfangreicher Artikel über Parasiten und Parasitoide bei
Mauerbienen. Gibt es als PDF zum Herunterladen, einfach nach dem Titel googeln.