Reinigung von Nisthilfen

Rein prinzipiell ist eine Säuberung der Nistgänge durch den Menschen nur unter bestimmten Voraussetzungen sinnvoll, keineswegs aber pauschal!  Hier gilt die Devise: Lieber zu wenig, als zu viel.

 

Bei der Säuberung bereits benutzter Nistgänge durch die Wildbienen selbst gibt es generell zwei ganz unterschiedliche Strategien.

Typ 1: Frühjahrsputz Marke Jungeselle

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Mauerbienen-Müll, unter anderem mit den typischen Zelldeckeln aus Lehm

Die beiden häufigsten einheimischen Mauerbienenarten die in Nisthilfen große Bestände aufbauen können, sind die Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis) und die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta). Sie erscheinen im Frühjahr als erste Art an unseren Nisthilfen und läuten so jedes Jahr den Frühling ein. Beide Arten beziehen nur ungern alte Nistgänge, in denen sich jeweils noch die Reste der Lehmtrennwände, unverzehrte Pollenreste, Kokonhüllen, Larvenkot und abgestorbene Larven befinden.

Manchmal werden die losen Reste in den Nistgängen lediglich nach hinten geschoben, der zur Verfügung stehende Raum wird somit jedes Jahr geringer. Sehr selten haben ich einzelne Exemplare dabei beobachtet, wie sie z.B. leere Konkonhüllen mit den Mandibeln nach draußen zerren.Wenn möglich besiedeln die Rostrote und die Gehörnte Mauerbiene sowie Blattschneiderbienen (Gattung Megachile) bisher ungenutzte Gänge.

 

Fazit: Es ist sinnvoll zumindest für diese beiden Arten ab und zu weitere Nistmöglichkeiten anzubieten, oder die alten, offen stehenden Brutgänge im Herbst sauber zu machen (siehe unten).

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Chaos unmittelbar vor dem Schlüpfen im März. Vier Mauerbienen haben ihren Kokon bereits aufgebissen, jetzt stehen nur noch die Trennwände aus Lehm zwischen den Wildbienen und der Außenwelt.
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Typische Reste in den Brutzellen einer Mauerbiene

 1. Von Schimmel überwucherte Brutzelle.

2. Abgestorbene Larve.

3. Mauerbienenkokons, die immer mit einer Schicht der schokostreuselartigen Kotkrümel bedeckt sind.

4. Larven und der typische spaghettiförmige, orangegelbe Kot der parasitischen Taufliege Cacoxenus indagator.

 

All diese Reste bleiben nach dem Schlüpfen der Mauerbienen zurück, zusammen mit den Kokonhüllen und den aufgenagten Lehmzellwänden.


Cacoxenusbefall bei Mauerbienen

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Cacoxenus indagator und der von seinen Larven aufgebissene Lehmverschlußdeckel einer Brutzelle der Mauerbiene

Verschlußdeckel mit einem winzigen, ca. 1 mm großen Loch weisen auf einen Befall mit der Taufliege Cacoxenus indagator hin, ein häufiger Futterschmarotzer bei der Rostroten Mauerbiene (Osmia bicornis), seltener auch bei der Gehörnten Mauerbiene (Osmia cornuta).

 

Die Larven dieser Art sammeln sich häufig in der Leerzelle vor dem abschließenden Verschlußdeckel, nachdem sie bei ihrer Wanderung Richtung „Ausgang“ die Zellwände der dahinterliegenden Brutzellen durchbrochen haben. Noch vor ihrer Verpuppung bohren die Larven mit ihren Mandibeln ein kleines Loch nach außen, durch das sich dann im Frühjahr die schlüpfenden Fliegen zwängen. Fliegen haben nur saugend-leckende Mundwerkzeugen und sind daher kaum in der Lage einen intakten Lehmdeckel zu durchbrechen. Natürlich hat die Fliegenlarve keine Einsicht in ihr Tun,  dennoch ist dieses scheinbar vorrausschauende, genetisch fixierte Verhaltensmuster faszinierend.

 

Brutgänge mit einem derart durchbohrten Verschlußdeckel können am Ende der Wildbienensaison ohne Sorge gesäubert werden. Die Fliegen sind inzwischen längst geschlüpft, die Mauerbienen haben aufgrund der Futterkonkurrenz nicht überlebt, sonst hätten sie ja im Frühjahr den Deckel durchbrochen.

Typ 2: Hausputz der peniblen Art

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Die aus den Brutröhren geräumten alten Pollenreste bilden am Fuße der Nisthilfen beachtliche Halden

Zwei weitere, sehr häufige Arten an unseren Nisthilfen sind die 4-8 mm große Gewöhnliche Löcherbiene (Osmia truncorum) und die 8-11 mm große Hahnenfuß-Scherenbiene (Osmia florisomne). Beide würden jeder ordnungsbewußten deutschen Hausfrau Ehre machen! Wenn die Saison von Löcher- und Scherenbienen beginnt ist das nicht zu übersehen. Alle Weibchen sind emsig damit beschäftigt die alten Niströhren zu säubern und den Müll vor die Tür zu bringen. Binnen weniger Tage wachsen am Fuße der Nisthilfen charakteristische Müll-Endmoränen heran, die sich dort ansammelnde Materialmenge ist erstaunlich.

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Wohnungsnot kennt kein Gebot.

 Wenn Nistplatz Mangelware ist, greift die Gewöhnliche Löcherbiene zu recht drastischen Maßnahmen. Sie öffnet bereits fertiggestellte Brutröhren und schaufelt den von einem anderen Weibchen mühsam eingetragenen Pollen samt den sich bereits entwickelnden Bienenlarven wieder ins Freie. In der nun freien Niströhre legt sie dann ihre eigenen Brutzellen an.

Bei diesen beiden ordnungsliebenden Wildbienenarten ist eine Säuberung der Niströhren durch den Menschen also völlig überflüssig.

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Man könnte hier im wahrsten Sinn des Wortes von einer "Entlarvung" durch die Löcherbiene sprechen

Abgestorbene Brutzellen ermitteln durch farbige Markierung der Verschlußdeckel

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Mehr zum Thema Markierung der Verschlußdeckel findet ihr HIER

 

Larven können im Verlaufe ihrer Entwicklung absterben, sei es durch Verpilzung, Befall mit Parasiten  oder durch andere Ursachen. Von außen ist das dummerweise nicht zu erkennen. Hinter einem geschlossenen Verschlussdeckel können sich theoretisch sowohl gesunde Brut als auch ein Mausoleum befinden. Im Laufe der Jahre werden die Gänge mit abgestorbener Brut langsam zunehmen, dadurch verringert sich natürlich der freie Wohnraum. Um diese Gänge eindeutig identifizieren zu können, ist ein klein wenig Arbeit und ein Jahr Zeit erforderlich.

 

Im Herbst, wenn keine Wildbienen mehr schlüpfen, wird jeder Verschlußdeckel mit einem farbigen Punkt markiert. Ich habe dazu ganz gewöhnliche gelbe Wasserfarbe verwendet, die mit einem feinen Pinsel aufgetragen wurde. Theoretisch kann man auch mit der Spraydose arbeiten, wie das rechts stehende Beispiel zeigt. Der Zeitaufwand bei dieser Methode ist drastisch geringer, allerdings muß man mit der Ästhetik des Ergebnisses dann auch leben können.

Nach zehn Jahren im Dauereinsatz ist ca. die Hälfte der Brut in den besiedelten Brutröhren im „Hotel zur wilden Biene“ von Volker Fockenberg abgestorben. Zeit für den allerersten Frühjahrsputz ihrer Laufbahn
Nach zehn Jahren im Dauereinsatz ist ca. die Hälfte der Brut in den besiedelten Brutröhren im „Hotel zur wilden Biene“ von Volker Fockenberg abgestorben. Zeit für den allerersten Frühjahrsputz ihrer Laufbahn

Falls die Wildbienen im kommenden Jahr schlüpfen, zerstören sie unweigerlich den Verschlussdeckel und damit verschwindet auch unser Markierungspunkt. Im selben Jahr neu angelegte und verschlossene Nistgänge sind daher natürlich völlig „unpünktlich“. Hinter allen Verschlußdeckeln, die im Herbst des darauffolgenden Jahres immer noch einen gelben Punkt tragen, hat sich ein ganzes Jahr nicht getan. Hier befindet sich daher nur noch abgestorbene Brut und die Gänge können ohne Verluste gesäubert werden.

Nach dieser Generalüberholung bietet die Nisthilfe wieder das volle Wohnungsangebot. Dieser aufwendige Akt ist natürlich nicht jedes Jahr erforderlich, bei mir hat es immerhin zehn Jahre gedauert :-)

 

Das ultimative Reinigungsset für Wildbienennisthilfen
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Improvisation ist alles. Irgendein geeignetes Werkzeug findet sich immer
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Geschafft! Eine Löcherbiene hätte es nicht besser machen können
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Vorgehensweise

Brutzellen die im Herbst immer noch offen stehen können sie bis Anfang März vor Beginn der neuen Wildbienensaison bedenkenlos vom Müll des Vorjahrs säubern, vor allem bei den putzfaulen Mauerbienen ist das sinnvoll. Falls eine Wildbiene nicht unfreiwillig das Zeitliche segnet (z.B. weil sie sich über eine käufliche "Nisthilfe" totgelacht hat) wird sie jede Brutröhre über die volle Länge mit Zellen füllen und dann als krönenden Abschluß den besonders dicken Verschlußdeckel anfertigen. Es ist daher extrem unwahrscheinlich, daß sich in der Tiefe eines Ganges noch lebende Larven, Puppen oder Imagines befinden. Offene Nistgänge sind daher in der Regel leer, es sei denn die entsprechende Ganginhaberin hatte vor der Fertigstellunge einen Unfall. Um also auszuschließen, daß sich in der Tiefe noch einzelne, besiedelte Brutzellen befinden, leuchtet man mit einer starken Taschenlampe in die Gänge. Hier eignen sich die extrem hellen LED-Lampen mancher Firmen, deren Strahl sich bündeln läßt besonders gut. Bedingt durch den relativ weiten Gang kann man intakte Verschlußdeckel in der Tiefe gut erkennen, das ist aber sowieso eher die absolute Ausnahme.

 

Bei den Gängen mit einem farbig markierten Verschlußdeckel ist die Sache klar, hier kann definitv nicht passieren. Wer einen Akuschrauber hat, kann die Brutröhren bei niedriger Drehzahl mit einer langen, dünnen SPAX-Schraube freibohren. Für die kleineren Lochgrößen gibt es vermutlich keine Schrauben die dünn und lang genug sind. In diesem Fall durchstossen sie alle Zelldeckel zunächst mit einer Stricknadel, einer Stechahle, einem Bohrer, einem Schaschlikspieß aus metall oder einem Draht bis zum Gangende. Nach ein paar Wiederholungen befindet sich vor allem in den großen Brutzellen der Mauerbienen nur noch loses Material in den Röhren, die Lehmdeckel zerbröseln sofort. Sie können die Nisthilfe zwar im Anschluß kräftig auf die Tischkante schlagen, um das lose Material zu entfernen dann haben sie allerdings etliche Wildbienen mit einem Schädel-Hirn-Trauma. Schonender geht es mit kleinen Düsen- oder Airbrushbürstchen (einfach danach googeln!) oder Pfeifenreinigern.

 

Löcherbienen bauen ihre Zellwände aus Harz, in den Verschlußdeckel werden zusätzllich kleine Steinchen eingelagert. Das Zeug ist verblüffend hart, die schlüpfenden Bienen stossen hier auf ihre erste Herausforderung. Bei dieser Säuberungsaktion werden sie schon nach kurzer Zeit mit einem intensiven Harzduft belohnt.

Austausch von Nisthilfen

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Anleitung zum Austausch von Nisthilfen (zum Vergrößern Bild anklicken)

Hinter den gelb markierten Verschlußdeckeln dieser Nisthilfe finden sich nur noch abgestorbene Brut. Zeit für einen Neustart.
Hinter den gelb markierten Verschlußdeckeln dieser Nisthilfe finden sich nur noch abgestorbene Brut. Zeit für einen Neustart.

Im Lauf der Jahre nagt der Zahn der Zeit auch an unseren Nisthilfen, manchmal ist es daher sinnvoll einzelne lädierte und schon etwas marode Exemplare auszutauschen.In der Nisthilfe links haben sieben Jahre ihren Tribut gefordert. Einige der großen Schilfhalme (grüne Kreise) werden immer noch von Mauerbienen besiedelt, für die Löcherbiene bleiben aber so gut wie keine Nistmöglichkeiten (weiße Punkte) mehr. Hinter den Verschlußdeckeln mit einem gelben Punkt ist die Brut komplett abgestorben. Zeit für einen kompletten Austausch der Nisthilfe.

 

Um den noch lebenden Wildbienen Gelegenheit zum Schlüpfen zu geben, gleichzeitig aber eine Neubesiedelung zu vermeiden, greift man zu einem weiteren Trick. Im Frühjahr setzt man die Nisthilfe in einen lichtdichten Kasten oder Karton, in dem sie während des ganzen Jahres bleibt. Durch ein einzelnes kleines Loch haben die Wildbienen die Möglichkeit den Karton zu verlassen. Da sich die schlüpfenden Insekten nach dem Lichteinfall orientieren, finden sie problemlos nach draußen. Theoretisch könnten nun einzelne Wildbienen durch dieses Loch von außen wieder in den Kasten eindringen, um dann im Anschluss die Nisthilfe erneut zu besiedeln. Deshalb sollten die Öffnungen der Nisthilfe vom Lichtloch wegzeigen, in diesem Fall ist eine Neubesiedlung so gut wie ausgeschlossen.

 

Am Ende des Jahres kann die jetzt komplett unbesiedelte Nisthilfe problemlos entsorgt werden.

Zählspielchen mit Adobe Photoshop

Seien sie pünktlich. Adobe Photoshop macht's leicht
Seien sie pünktlich. Adobe Photoshop macht's leicht

Wer Freude daran hat eine kleine Wildbienen-Statistik an seinen Nisthilfen zu erstellen, kommt nicht darum herum Dinge zu zählen. Gesamtlöcher, freie Löcher, markierte Verschlußdeckel, etc. Ohne Hilfsmittel ist das fast ein Ding der Unmöglichkeit, man verliert schon nach kurzer Zeit jeden Überblick.

 

Zählarbeiten aller Art lassen sich deshalb am Besten auf einem Foto durchführen. Für alle die Grundkenntnisse in Adobe Elements oder Adobe Photoshop erkläre ich kurz meine Vorgehensweise: Ich zoome in das Nisthilfenfoto stark ein und lege dann eine leere neue Ebene über der Bildebene an. Jetzt kann ich jeden Verschlußdeckel mit dem digitalen Pinsel mit einem farbigen Punkt markieren. Das geht erstaunlich flott und man verliert nicht die Übersicht. Auch die Gesamtanzahl der Löcher in einer Nisthilfe läßt sich so problemlos ermitteln. Die leere Ebene kann im Anschluß wieder gelöscht werden. Alternativ kann ich sie ausblenden und die ermittelte Anzahl als Ebenentitel vergeben, dann weiß ich auch noch Jahre später das Ergebnis.

Zahllose weitere Fotos findet ihr auf meinen Pinterest-Pinwänden!

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Alle wesentlichen Informationen zu den unterschiedlichen Komponenten einer Insektennisthilfe sind jeweils in einem eigenen Kapitel zusammengefasst und mit zahlreichen Fotos illustriert.    

 

Doppelseiten mit Fotos illustrieren bestimmte Teilaspekte des Lebens an einer Nisthilfe, zum Beispiel: den Schlupf aus dem Kokon,  die Entwicklung der Larven,  Paarung,  das bizarre Schlafverhalten, typische Parasiten,  solitäre Wespen in markhaltigen Ste

Eine sechsseitige Fotodokumentation protokolliert den Bau einer pfiffigen Insektennisthilfe aus alten Eichenbalken.

Alle wesentlichen Informationen zu einem bestimmten Insektennisthilfen-Typ sind jeweils in einem eigenen Kapitel zusammengefasst und mit zahlreichen Fotos illustriert.

Doppelseiten mit Fotos illustrieren jeweils bestimmte Teilaspekte des Lebens an einer Nisthilfe.

 

 

 

Eine sechsseitige Fotodokumentation protokolliert den Bau einer pfiffigen Insektennisthilfe aus alten Eichenbalken.

Die typischen Baufehler der InsektenNICHTNisthilfen aus Baumarkt und Gartencenter werden ausführlich besprochen.


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