Seit am 10. März das erste Männchen der Rostroten Mauerbiene auf meinem Balkon gerschlüpft ist, herrscht wieder eisige Kälte. Das lange Warten auf das Frühjahr beginnt erneut. Seufz .... SEUFZ!!!
Auch alle meine Nisthilfen kreisen jetzt in der Warteschleife:
Die grünen Zahlen geben die Anzahlen der Niströhren pro Nisthilfe an.
1: Beobachtungsnistkästen von Hermann Frey (www.wildbienenschreiner.de)
2. "Hotel zur Wilden Biene" von Volker Fockenberg (www.wildbienen.com) aus gebranntem Ton
3. Pappröhrchen mit verschiedenen Durchmessern (www.naturschutzcenter.de)
4. Zerlegbare Nisthilfe aus gefrästen Nutbrettchen wie sie in der kommerziellen Mauerbienenzucht vewendet wird (www.bienenhotel.de). Bei den unteren Lochreihen habe ich jeweils das obere Brettchen umgedreht, um große Löcher zu erhalten die nicht besiedelt werden. Im Interesse der Nachbarn soll mein Bestand an Mauerbienen überschaubar bleiben :-)
5. Eigenkreation, eine Bauanleitung findet ihr hier
6. Senkrecht fixierte Brombeerstengel, davon gibt es noch mehr
7. Pappröhrchen
Auf dieser relativ kleinen Fläche finden sich insgesamt 1334 Nistgänge. Multipliziert man das mit der Anzahl Brutzellen pro Nistgang kommt man auf eine doch recht beachtliche Gesamtsumme. Platz ist in der kleinsten Hütte! :-)
Wer schüchtern und zaghaft beginnt seinen Balkon mit botanischem Leben zu erfüllen, sollte sich von vorne herein auf eines gefasst machen: Balkonkästen und Blumentöpfe haben viel mit Meister Langohr gemeinsam, sie vermehren sich genauso exzessiv wie Kaninchen! Daher habe ich - wie bisher jedes Jahr - feierlich beschlossen, heuer meinen allerallerallerallerletzten Topf zu bepflanzen. Derartige edle Vorsätze haben zwar in der Regel eine ähnliche Halbwertszeit, wie die Wahlversprechen von Politikern, aber wir werden sehen! Solche Entscheidungen ziehen dann meist auch folgenschwere Kreise. Da das Licht direkt am Boden gerade mal für die Fürsten der Dunkelheit, die Pilze, ausreichen würde, war ein 80 cm hoher Untersatz gefragt. Erleuchtung ist bei Pflanzen kein Luxus sondern eine Notwendigkeit. Ein klassisches Problem für Mama Google. Nach und nach kreiste ich das Thema ein und bei eBay wurde ich dann endgültig fündig. Beim Produktnamen musste ich zweimal hinschauen um ihn einmal zu glauben. Stand da wirklich allen Ernstes „Edelrostsäule“? Gibt es bald auch den Luxusschimmel-Camenbert? Edel sei die Säule, rostig und gut! Na meinetwegen. Ich mag diese warmen Brauntöne und 30 € liegt noch im finanziellen Rahmen. Pflanzen die auf derart edlem Untergrund stehen, können ja wohl nicht anders, als hervorragend zu gedeihen. Lassen wir uns überraschen!
Alle Arten auf meinem Balkon wachsen in freier Wildbahn auf knochentrockenen Extremstandorten und können daher mit Wassermangel gut umgehen. Einige Tage ohne Gießen stecken sie auch im Sommer locker weg. Man ist ja schließlich kein verweichlichter Fettwiesen-Schlaffi, nicht wahr! Ganz ohne Gießen geht es natürlich nicht!
Deswegen möchte ich in diesem Jahr ein Bewässerungssystem ausprobieren, das unter dem Markennamen „Blumat“ schon seit vielen Jahren auf dem Markt ist, und offensichtlich gut zu
funktionieren scheint. Das Prinzip basiert auf simpler Physik, die sogar ich verstehe, und das will echt etwas heißen! Ein poröser, hohler, mit Wasser gefüllter Tonzylinder, der mit einem
Wasserreservoir verbunden ist, wird in die Erde gesteckt. Sobald sich ein Feuchtigkeitsgefälle zwischen Erde und Tonzylinder aufbaut wird Wasser abgegeben, bei Zunahme der Feuchtigkeit im Umfeld
stoppt dieser Prozess irgendwann.
Hier seht ihr den Flaschenadapter von Blumat, der auf jede stinknormale Plastikflasche passt und einfach in die Öffnung geschoben wird. Blöderweise gab es Wasser in Flaschen nur bis maximal 1,5
l, 2 l Flaschen waren leider ausschließlich der Diät-Cola vorbehalten. Ich bin zwar offen für alle kulinarischen Experimente, aber das ging dann doch entschieden zu weit. Auch ein bayerischer
Magen hat schließich seinen Stolz. Die Bakterienfauna der bayerischen Kanalisation möge mir verzeihen, es war ein Opfer im Dienste der Wissenschaft!
Laut Hersteller werden ca. 300 ml pro Tag abgegeben, eine Flaschenfüllung müsste also für ca. eine Woche reichen. Die Testphase beginnt jetzt!
Bei meinem allmorgendlichen Blick in die Schachtel mit den Mauerbienenkokons (die Quelle findet ihr hier) schleicht sich ein erleichtertes, breites Grinsen in meine Züge. 15 leere Kokons, darunter auch das erste Weibchen, zeugten von der endgültigen Kapitulation des Winters. Ein leises, charakteristisches Knistern zeugte von der Emsigkeit, mit der weitere Mauerbienen die zähe Kokonhülle mit ihren Mandibeln bearbeiteten. Sobald das erste Loch geschafft ist, dauert der Rest nur wenige Minuten. Höchste Zeit für die erste Fotos-Session, Kamera, Stativ und Drahtauslöser standen schon seit Wochen bereits und fieberten ihrem Ersteinsatz entgegen.
Ein Kokon mit einem gerade schlüpfenden Männchen wird in Position gebracht, noch ein letzter Fotocheck und es kann losgehen. Als ich gerade feierlich den Auslöser betätigen will, verschwindet der Kokon schlagartig aus meinem Gesichtsfeld. Luftangriff! Frisch geschlüpfte Männchen machen sich unverzüglich auf die Suche nach einem Weibchen und lassen sich aus dem Flug auf alles fallen, was auch nur die geringste Ähnlichkeit mit einem potentiellen Paarungspartner hat. Einer meditativen Fotografie ist ein solches Verhalten absolut nicht zuträglich! Als ich den Kokon zum zehnten Mal neu positioniere, bin ich langsam doch etwas genervt. Hormonschübe und Intelligenz scheinen beim männlichen Geschlecht tatsächlich nicht vereinbar zu sein. Ich weiche diesem Sturm der Gefühle und verziehe mich samt dem Kokon ins Zimmer. Dort beschließt die Mauerbienen eine schöpferische Pause einzulegen, eine geschlagene Stunde lang rührt sich kein Mucks. Seufzend mache ich mir eine große Tasse Cappuccino, um diesen Belastungen auch weiterhin gewachsen zu sein. Als ich zurück komme, krabbelt ein frisch geschlüpftes Mauerbienenmännchen quietschfidel auf der Fensterbank. Jetzt brauche ich noch ein Cappuccino! Das nächste Männchen schlüpft dann mit einem solchen Affenzahn, dass ich kaum mit dem Fotografieren nachkomme. Aber die ersten Bilder der Saison sind erfolgreichen im Kasten, Herz was willst du mehr?
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