Ein Strand in der Toskana. Reine, unverfälschte Natur. Na ja .... mehr oder weniger.
Ungeachtet des späten Nachmittags tummeln sich noch hunderte von Sonnenanbetern am Strand. Glücklicherweise in erster Linie italienische Aborigines. Deutsche Touristen im Rudel zeichnen sich in
der Regel durch ihr hohes Abschreckungspotential aus. Sie gehen ähnlich subtil wie ein Heuschreckenschwarm vor, sind aber in der Regel schlechter erzogen. Der leichte Duft von frittiertem
Sonnenöl hängt in der Luft. Die Menge an hautkrebshungrigem Fleisch, die hier komatös in der Sonne brutzelt, lässt sich allenfalls noch in Bruttoregistertonnen messen.
An die Frontlinie am Wasser schließt sich ein breiter Dünenstreifen an, der mit Treibholz und Müll jeder Art übersät ist. Noch weiter hinten befindet sich ein Pinienwäldchen mit einer
erfrischenden, leicht urinösen Duftkomponente. Generationen von Mistkäfern haben hier schon reiche Beute gemacht, die das liebliche Aroma um weitere erfrischende Duftnuacen bereichert (Ammoniak,
Indol, Skatol ...). Ein Platz der das Herz jeden Naturliebhabers entzückt.
Im ersten Moment beschließe ich angesichts dieses Motivdesasters meine Kamera erst gar nicht auszupacken, sondern mich schmollend am Strand entlang zu trollen. Natürlich nehme ich sie trotzdem
mit, Bigfoot oder Nessie trifft man meistens genau dann, wenn man kameralos unterwegs ist. An eine klassische Landschaftsaufnahme ist natürlich nicht zu denken, deswegen widme ich meine
Aufmerksamkeit dem angeschwemmt Strandgut in der Spülsaumzone. Hier gibt es wirklich nichts, was es nicht gibt, manchmal kann ein beschränkter Horizont durchaus hilfreich sein. Innerhalb
kürzester Zeit habe ich meinen Frust vergessen. Faszinierend, was sich an originellen Strukturen entdecken lässt, wenn man sich nur die Zeit nimmt, genau hinzuschauen. Manche Sonnenanbeter
reagieren zwar ziemlich verwirrt auf den vor irgendwelchen organischen Müllhäufchen knieenden Fotografen, aber was soll's!
Ende gut, Foto gut, alles gut. Geht doch! :-)
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