Ich weiß nicht, ob es die Hitze war, oder ein Aufflammen von senilem Altersstarrsinn, jedenfalls habe ich mir am frühen Nachmittag die Kamera geschnappt, um zu einer Brachfläche ganz in meiner Nähe zu pilgern. Dort wollte ich die Besucher der immer noch üppig blühenden Flockenblumen ablichten. Um die Sache etwas interessanter zu gestalten allerdings ausschließlich beim Abflug von der Blüte. Manchmal hat man einfach solche absonderlichen Anwandlungen, man gönnt sich ja sonst nichts.
Eine fröhliche Brise ließ die Stängel der Flockenblumen volltrunken hin und her schwanken, optimale Bedingungen also. Ein Stativ war indiskutabel, aber was soll's! Wenn's hart auf hart kam, hat John Wayne ja auch nur aus der Hüfte geschossen. Im Gegensatz zu ihm kann ich sogar auf ein Schnellfeuergewehr zugreifen wenn die Serienbildfunktion aktiviert ist. Wohlan denn! Zeitvorwahl von einer Tausendstelsekunde, ISO-Zahl hochgefahren, maximale Serienbildfunktion volle Kraft voraus.
Anmutig lass ich mich vor einem prachtvoll blühenden Exemplar einer Flockenblume auf den Boden sinken. Mit einem Aufschrei und einer meinem Alter völlig unangemessenen Hektik schieße ich wieder hoch. Der dornige Hauhechel macht seinem Namen alle Ehre und verpasst mir eine kostenlose botanische Akupunktur. Er verwendet echt stichhaltige Argumente. Der zweite Versuch veranlasst die Bewohner eines ortsansässigen Ameisenhaufens zu einer entschlossenen Frontalattacke die mich erfolgreich in die Flucht schlägt. Feiglinge, alle auf einen! Irgendwie läuft das noch nicht so ganz optimal!
Nur die Ruhe, aller guten Dinge sind drei!
Die erste Hummel erscheint wie bestellt. Angesichts der unregelmäßig schwankenden Stängel schuftet der Autofokus, dass ihm der Schweiß auf der Stirn steht. Jetzt brauche ich nur noch eine Salve abzufeuern, wenn die Hummel Anstalten macht abzufliegen. Hier scheiden sich allerdings die Geister! Flugpläne von Hummeln und Honigbienen scheinen keinerlei logischen Gesetzmäßigkeiten zu folgen.
Ich schieße eine Serie um die andere mit identischen Ergebnissen. Niederschmetternd! Die Hummel betrachtet mich mit fröhlicher Gelassenheit als wollte sie sagen "Na, endlich fertig jetzt?" und rührt sich nicht vom Fleck. Die Auslösung gerät ins Stocken, da der Kamera irgendwann die Puste ausgeht. Zum Glück habe ich Traubenzucker mitgenommen, fein zerbröselt wirkt er Wunder im Akkufach.
Sobald ich irgendwann resigniert den Finger vom Abzug - Pardon vom Auslöser - nehme, hebt mein Motiv sofort mit fröhlichem Summen ab und ich kann die komplette Serie wieder löschen. Es müssen Hunderte von Fotos gewesen sein heute. Alle heiligen Zeiten klappt es dennoch und ich erwische den Start. Dann allerdings in neun von zehn Fällen unscharf. Die Stunden vergehen. Die Sache scheint sich bei den Insekten herum zu sprechen und sie wetteifern darum, wer mich am wirkungsvollsten auflaufen lässt. Das wollen wir doch sehen, wer hier den längeren Atem hat!
Die Früchte des Nachmittags sind spärlich, sehr spärlich. Gerade mal drei einigermaßen brauchbare Aufnahmen überleben das Ausmisten am Computer, aber irgendwie war das den Spaß wert!
Gong frei zur nächsten Runde :-)
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