Die Rostrote Mauerbiene: Lichtscheues Gesindel!? :-)

Bei dieser Nisthilfe ist jede Ebene gegenüber der drüber- oder darunterliegenden um 90% verdreht. Mit der Zunahme der Beschattung steigt die Besiedlungsrate durch die Rostrote Mauerbiene drastisch an!
Bei dieser Nisthilfe ist jede Ebene gegenüber der drüber- oder darunterliegenden um 90% verdreht. Mit der Zunahme der Beschattung steigt die Besiedlungsrate durch die Rostrote Mauerbiene drastisch an!

Literatur für Mauerbienen-Fans

Der Biologe Johann-Christoph Kornmilch führte von 2006 - 2009 im Auftrag der Universität Greifswald von 2006 - 2009 eine umfangreiche Studie an der Rostroten Mauerbiene (Osmia bicornis) durch, um ihre Eignung als Bestäuber von Obstbaumplantagen zu prüfen. Sein "Handbuch der Mauerbienenzucht", das es auf seiner Website zum Herunterladen gibt, ist sicher einigen vertraut. Auch die 100-seitige Originalarbeit gibt es im Internet, erstaunlicherweise nicht auf Englisch sonder sogar auf Deutsch, was die Lektüre doch etwas vereinfacht. Einfach nachdem Titel googeln: "Erarbeitung eines Management-Programmes zur Nutzung der Roten Mauerbiene (Osmia bicornis) in Obstplantagen und Kleingärten". Eine spannende und lesenswerte Veröffentlichung!

Die Entdeckung

Dem Biologen war aufgefallen, daß die von einem Busch beschatteten Nistblöcke am stärksten besiedelt waren. Um die Wirkung der Lichtintensität auf die Besiedlungsrate zu testen, stellte er drei identische Nistblöcke nebeneinander auf. Der erste zum Licht gewandt, der zweite um 90° verdreht, der dritte um 180° vom Licht abgewandt.

Das Ergebnis war eindeutig:


Nistöffnungen zum Licht:   11% Besiedelung

Nistöffnungen seitlich:        30% Besiedelung

Nistöffnungen nach hinten: 59%!


Ich hatte eine ähnliche Beobachtung gemacht, allerdings völlig falsch interpretiert. Auf meinem Balkon wurden aufgerollte Schilfrohrmatten von beiden Seiten, also auch von hinten besiedelt. Ich hielt das für eine aus Nistmangel geborene Verlegenheitslösung.

Das Experiment

Bei dieser zerlegbaren Nisthilfe (die übrigens aus dem Online-Shop von Herrn Kornmilch stammt) kann das Experiment in modifizierter Form wiederholt werden. Dazu reicht ein einzelner Nistblock, bei dem die einzelnen Ebenen jeweils um 90° verdreht werden (siehe Bild oben). Momentan ist der Flugbetrieb aufgrund des nasskalten Wetters zwar stark eingeschränkt, aber das Ergebnis des Versuches von Herrn Kornmilch scheint sich zu wiederholen. Ein Großteil der anfliegenden Bienen verschwindet zielstrebig im schattigen Hintergrund, an der Rückseite sind bereits zehn Brutröhren komplett fertig gestellt und mit einem Lehmdeckel verschlossen. Herr Kornmilch zog aus diesem Versuchsergebnis die praktische Konsequenz die Nistblöcke nicht direkt zum Licht auszurichten, nur vereinzelte Exemplare, deren dunkle Öffnungen die Wildbienen zunächst erst einmal anlocken.


Mauerbienen sind ganz anderes und die Rostrote Mauerbiene scheint das in besonderem Maße zu sein. Wie schön! :-)

Das Video

Ein klares Ergebnis

Nach zwei warmen Tagen in denen sich die Gesamtzahl fertig verschlossener Nistgänge deutlich erhöht hat, zeigt sich der Trend eindeutig:

  • Dem Licht zugewandten Nisthilfenseite: 7 besetzte Brutröhren
  • 90° vom Licht abgedrehte Seite: 15 besetzte Brutröhren
  • Dem Licht abgewandte Nisthilfenseite: 27 besetzte Brutröhren


Etwas skurril sind die Löcher die halb vom Spanngurt verdeckt werden. Ich habe keine Ahnung wie die Biene es geschafft hat sich hier hineinzuquetschen und das dann gleich Dutzende von Malen.

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