Sobald die Weibchen Ende März oder Anfang April aus ihren Brutzellen in den Nisthilfen auf meinem Balkon schlüpfen werden sie von den bereits wartenden Männchen in Empfang genommen und das Chaos bricht aus. An jedes Weibchen klammern sich zum Teil mehrere Männchen, häufig verlieren die Weibchen den Halt und die ganze Bienentraube stürzt ab. Der ganze Boden ist mit Bienen übersät, bevor ich auch nur einen einzigen Schritt machen kann, muß ich zuerst Bergungsarbeit leisten. Bei der Paarung spielen Duftstoffe aus verschiedenen Drüsen (Labial- und Madibeldrüse, Dufour-Drüse) eine wichtige Rolle. Das Weibchen wird nur ein einziges Mal begattet (Monandrie), danach verändert sich sein Duft. Dieser „Schieb-ab-mein-Junge“-Duft ermöglicht es den Männchen ihre ganze Energie auf die bisher noch unbegatteten Weibchen zu konzentrieren.
Mehrfache Paarungen während der gesamten Flugzeit des Weibchens (Polyandrie) kommen lediglich bei einigen Wollbienen (Anthidium) und Zottelbienen (Panurginae) sowie der Honigbiene vor.
Nach einiger Zeit ist die Umgebung der Nesthilfen mit den typischen „Doppeldeckern“ der Mauerbienen übersät, die deutlich kleineren Männchen mit ihrer typischen weißen Gesichtsbehaarung sitzen auf den großen Weibchen. Dieser Anblick ist für mich immer ein Synonym für den Frühlingsbeginn und ich freue mich jedes Jahr darauf.
Die kurzlebigen Männchen sterben bald nach der Paarung, da sie sich nicht an der Versorgung der Brutzellen beteiligen, bekommt man sie deutlich weniger zu Gesicht als die Weibchen. Bei vielen Arten wurde die Kopulation noch nie beobachtet. Die Gehörnte Mauerbiene ist hier eine erfreuliche Ausnahme.
Die paarungsbereiten Männchen versammeln sich generell an solchen Orten, an denen mit hoher Wahrscheinlichkeit Weibchen anzutreffen sind (Rendez-vous-Plätze), häufig sind das die Nistplätze, Blüten oder auffällige Landmarken.
Manche Männchen verteidigen dieses Territorium aggressiv gegen andere Fluginsekten und Männchen der eigenen Art, hier liefert die Wollbiene (Anthidium manicatum) ein anschauliches Beispiel. Im Mittelpunkt ihres oft nur einen halben Quadratmeter großen Revieres stehen beliebte Nahrungspflanzen, häufig verschiedene Arten des Ziest (Stachys). Selbst große und massige Fluginsekten wie Honigbienen und Hummeln werden im Flug mit verblüffender Wucht gerammt, so dass sie teilweise zu Boden stürzen. Durch Chitinstacheln am Abdomen der Wollbienen Stück können die Flügel der Reviereindringlinge beim Aufprall bis zur Flugunfähigkeit verletzt werden. Landet ein Weibchen auf der Blüte, stürzt sich das Männchen auf dieses, und es kommt zur lediglich 9-14 s andauernden Kopulation. Die Weibchen entscheiden dabei, ob sie das Männchen akzeptieren oder ablehnen.
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